Hier schreiben unsere Mitglieder ...



Rolf Rudin oder das Requiem als Seelentröster

Wer der Empfehlung unseres Chordirigenten Dirk Eisermann nachkam und sich ins Konzert zu Rolf Rudins Requiem Opus 70 für Chor und Blasorchester in die Markuskirche nach Offenbach begab, wurde mit einem ungewöhnlichen musikalischen Ereignis belohnt und verstand, warum Dirk so begeistert war, sich gleichsam in das Werk verliebt hatte.

Das 2005 uraufgeführte Requiem bescherte ein intensives packendes Erlebnis. Eine Prise Verdi mischte sich mit aufwühlenden Trompeten, Tuben und Becken und mit einem Hauch von Fauré (Sopran-Solo) zu der besonderen Handschrift dieses 1961 geborenen Frankfurter Komponisten. Eines musikalischen Zeitgenossen, der keineswegs seine Hörer mit avantgardistischen, disharmonischen Tönen und schroffen Brüchen erschrickt, sondern sie emotional ergreift und hineinzieht in seine Welt harmonischer Klänge, in der immer wieder auch Klangteppiche die Ohren umschmeicheln, die Seele trösten. Erinnerungen an Filmmusiken stellten sich gar ein im Finale, „In Paradiso“, womit Rudin sein von ihm selbst dirigiertes Werk hier erstmals ergänzte. Glockenklänge begleiteten den Chor der süß summenden Engel, die die Verstorbenen ins Paradies geleiten. Strahlend schön und zart unisono zum Schluss.

Eindrucksvoll beschwörend leitete der Introitus über ins betörend klingende Kyrie mit von den Bläsern unterlegten Klangteppichen und glitzernden Xylophon-Akzenten. Sehr zart, fast schon lieblich interpretierte die Solistin Gabriele Volpert das Pie Jesus, begleitet von wunderbaren Flötenpassagen. Geschmeidig eilig mit aufregenden Forte-Momenten erklang das Sanctus, ruhig getragen zunächst das Agnus Dei, Perkussion und Tuben sorgten für die aufregenden Momente. Mit samtenem Klang der Trompeten und Hörner gestaltete sich das Lux Aeterna bis hin zum donnernden Libera me.

 

Ein Kompliment an die 100 Sänger: die bekannten Rhein Main Vokalisten,(Leitung Jürgen Blume), der Kammerchor der Marienschule Offenbach, (ein Frauenchor unter Leitung von Brigitte Rudin), sowie die Sänger- und Sängerinnen vom Petit Choeur der Französisch Reformierten Gemeinde in Offenbach unter Leitung von Olaf Joksch. An ihrer Seite spielte ein Sinfonisches Blasorchester, hier vertreten durch das Jugendorchester Meerholz-Hailer, geleitet von Jens Weismantel.

Alles in allem eine hervorragende Leistung, kleine Patzer gingen fast unter, das Publikum honorierte das Konzert mit langanhaltendem Beifall. Man hätte sich freilich mehr Männerstimmen gewünscht, immerhin unterstützte Dirk Eisermann die Tenöre..

 

Dirk zieht in Erwägung, dieses Werk in zwei Jahren mit all seinen von ihm geleiteten Chören aufzuführen. Also Männer und Frauenchor aus Nieder-Erlenbach mit dem gemischten Chor Concordia aus Mühlheim Dietesheim sowie seinem Männerchor Frohsinn aus Klein Krotzenburg.

Das wäre doch wirklich ein großartiges Vorhaben, ein anspruchsvolles Ziel, dem wir hoffentlich alle mit der gleichen Begeisterung folgen werden. Wenn man sich erst einmal in die Klangwelt eingelebt hat, ist es auch keineswegs übermäßig schwierig. In jedem Fall aber eine schöne Herausforderung.

Und das Problem mit dem Mangel an Männerstimmen wäre damit bestens gelöst.

 

Brigitte Hutz  27.11.2012